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Anreißer für den jeweiligen Film, nicht sein ästhetisches Äquivalent.
So ist das Plakat zu dem Film Morphium dem expressionistischen Stil verpflichtet. Zackige Schriftzüge, die durchaus an die des Films Metropolis von Fritz Lang erinnern, eine dramatische, fast überzogene Pose der Frauengestalt, die von dem Titel zugleich bedroht wie auch angezogen wird. Eine Gestaltung, die sicherlich in den 1920er Jahren, der Hauptzeit des expressionistischen Kinos, gepasst hätte. Ob der beworbene Film dabei der expressionistischen Schönheit verpflichtet war, ist zweifelhaft, denn zu dieser Zeit war das expressive Schattenspiel im Film schon überwunden. Und trotzdem passt das Plakat in die Zeit, es korrespondiert mit Vorstellungen, die das Publikum in dieser Zeit mit dem Titel "Morphium", also einer Kombination von Dekadenz und Verworfenheit, verband. Gleichzeitig war diese Darstellung von Schrift und Bild dem deutschen Publikum durchaus vertraut; in den 1930er und 1940er Jahren wurde ungeniert der künstlerische Reichtum der 1920er Jahre geplündert, so dass kurz nach dem Krieg ein direkter Bruch nicht zu erwarten war. Das Kinoplakat war generell zurückhaltend bezüglich neuer gestalterischer Entwicklungen; die Rolle der Avantgarde überließ man anderen. Expressive Schriftzüge und Bildgestaltungen sollten noch in bis in die 1960er verwendet werden.
Der Hitchcock-Klassiker Rebecca hingegen wird mit einer eher untypischen Collage von Nacken beworben. Das realistische Porträt der beiden Hauptdarsteller steht im Mittelpunkt einer aufgeblätterten Zeitung. Um wieviel klarer und innovativer wirkt es gegenüber dem dunklen Morphium-Plakat. Trotzdem ist auch die Gefahr spürbar, in der sich die Hauptdarsteller befinden. Man denkt an Skandal, an gesellschaftliche Bloßstellung, wenn man das Plakat betrachtet und fragt sich schnell, [weiter]
Filmplakat Rebecca, Entwurf: Heinz Nacken, ca. 1951