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entdeckte die Stilisierung in Prince of The City. Er ist einer der stilisiertesten Filme, die ich je gemacht habe. Kurosawa [der japanische Regisseur, Anm. des Autors] allerdings sah es. In einem der erhebendsten Augenblicke meines Berufslebens sprach er zu mir über die ‚Schönheit‘ der Kameraarbeit wie des Films. Aber er sprach von der Schönheit im Sinne ihrer organischen Verbindung mit dem Stoff.“ Kurz, ein filmisches Meisterwerk ist nicht das, was uns von der Virtuosität des Regisseurs erzählt, sondern von der Tiefe der erzählten Geschichte.
Doch nicht nur amerikanische und englische Regisseure wurden aufgrund eines überzogenen Ansatzes der Autorentheorie zu Unrecht zurückgestuft. Auch in Deutschland werden wichtige Regisseure geflissentlich übersehen. Joe May z. B. wird immer nur im Schatten seines Schülers Fritz Lang gesehen. Dabei ist die deutsche Filmgeschichte ohne May kaum vorstellbar. Als einer der ersten bedeutenden Produzenten, Autoren und Regisseure hat er in den Anfängen der deutschen Filmindustrie mit seinen Detektiv- und Abenteuerserien große Erfolge feiern können. Er förderte Nachwuchstalente wie Fritz Lang und Ewald André Dupont und war eines der Kraftzentren des frühen deutschen Films. Neben Ernst Lubitsch war Joe May der erste Regisseur von aufwendigen Großproduktionen (u. a. Das indische Grabmal, D 1921), und seine Filme Heimkehr (D 1928) und Asphalt (D 1928/29) gelten zu Recht als Höhepunkte des deutschen Stummfilms. Trotzdem wurde Fritz Lang, der sehr viel von May gelernt hatte, die Ehre der späteren Kritikerwürdigung zuteil; obwohl May besonders mit seinen späten Stummfilmen und seinen ersten Tonfilmen Werke ablieferte, die in vielerlei Hinsicht denen von Lang überlegen waren. Auch er war eher der präzise Handwerker als der ambitionierte Künstler, und auch seine Passion galt eher dem sogenannten [weiter]