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Auf die veränderten Marktbedingungen in den 1930er Jahren reagierten die Hollywood-Studios neben der Entwicklung von so genannten Produktionsgruppen mit der gesteigerten Herstellung von Genrefilmen. Oft wird das erste Jahrzehnt der Tonfilmepoche als die Zeit angesehen, in der sich das Genrekino erst entfalten konnte. Als beispielhaft für diese Entwicklung können der frühe Horrorfilm bei Universal und der Gangsterfilm bei Warner gesehen werden.
Universal Pictures versuchte Anfang der 30er Jahre, durch Prestigefilme den großen Studios wie MGM Konkurrenz zu machen. Der erste Schritt in diese Richtung war das Kriegsdrama All Quiet on the Western Front (Im Westen nichts Neues, 1930, R: Lewis Milestone), ein Film, der wegen seiner gelungenen künstlerischen Umsetzung des Stoffes und seines innovativen Umgangs mit dem neuen Medium Ton große Beachtung fand. Carl Laemmle Jr., Sohn des Studiobosses und in dieser Phase Produktionsleiter, bemühte sich, an den Erfolg anzuknüpfen und suchte nach neuen Talenten, vor allem in Europa, wo Universal aufgrund seiner Westernfilme einen großen Markt hatte. Für lange Zeit blieb Universal, neben Paramount, das wichtigste Studio für Filmschaffende aus Europa. Eine der Einkäufe von Laemmle Jr. war der englische Theaterregisseur James Whale, der am Londoner West End das Kriegsdrama Journey's End erfolgreich inszeniert hatte. Whale verfilmte für das Studio den Stoff unter dem gleichen Namen und erntete großen Beifall bei seinen Kollegen und den Studiobossen. Nach diesem Film galt er als einer der kommenden Regisseure Hollywoods. Trotzdem setzte sich Universal im Bereich des anspruchsvollen Prestigefilms nicht gegen Paramount und MGM durch, und Laemmle Jr. setzte sein neues Talent für die Etablierung des Horrorfilms ein. [weiter]